Digitalisierung im Coaching

Die Digitalisierung macht auch vor Coaches nicht halt. Inzwischen tummeln sich allerlei Begriffe rund um diese Thematik: E-Coaching, Online-Coaching, Virtuelles Coaching, Distance Coaching oder Remote Coaching. Während bim Distance Coaching und Remote Coaching der Fokus auf der Art der Datenvermittlung liegt, liegt beim Online-Coaching und Virtuellem Coaching die Techniknutzung im Vordergrund, die sich sowohl auf die Datenerzeugung wie auch -übertragung bezieht. E-Coaching beschreibt dagegen die Nutzung moderner elektronischer Medien allgemein. 1.

Zurückhaltung von Coaches und Coaching-Verbänden

Die Geschichte von E-Coaching begann etwa 2006 mit der Entwicklung der Plattform „Virtuelles Coaching (VC)“, eine breitere Akzeptanz entwickelte sich aber erst langsam 2.

2015 ergab eine Umfrage mit 454 Befragten von Jörg Middendorf dass 85% „Präsenz-Coaching“ als Kommunikationskanäle nutzten, 7% „Telefon-Coaching“, 4% „Video-Systeme“, 2% „E-Mail“, 1% „Virtuelle
Räume“ und 1% „Online-gestützte Expertensysteme“ 3. Der Großteil der Befragten hielt den Einsatz digitaler Medien für nicht geeignet, um ein optimales Coaching-Ergebnis zu erhalten.

Auch Coaching-Verbände stehen digitalem Coaching und insbesondere Digitalen Coaching Anbietern aktuell noch eher skeptisch gegenüber. In Ihrer „DCP360“ – Marktforschungsstudie haben Michaela Ritter und Jörg Middendorf 2020 Coaching-Verbände (ACC,DBVC, DGfC, DGSv, EASC, IOBC, ICF, RTC, QRC, SG) um eine allgemeine Einschätzung zum Thema „Digital Coaching“ und den großen Digital-Coaching-Anbietern (z.B. bettercoach, evelop_me, Haufe Coaching, Sharpist, 7Fields) gebeten 4. Die meisten Verbände glauben aktuell nicht, dass die großen Digital-Coaching-Anbieter (DCA) bereits eine wichtige Rolle im Coaching-Markt spielen. Die meisten Verbände glauben auch nicht, dass Coaches langfristig um die Zusammenarbeit mit DCAs nicht herumkommen werden. Die Coaching-Verbände glauben, dass die DCA nicht dieselbe Qualität an Coaches garantieren können, wie sie durch ihre Zertifizierungen. Dennoch glauben die meisten Verbände, dass diese Entwicklungen auf dem Coaching-Markt mehr Chancen als Risiken für ihre Coaches darstellen.

Chancen und Risiken Digitaler Coaching Anbieter aus Sicht von Coaches

Im Juni 2020 wurden im Rahmen der „DCP360“ Studie auch insgesamt 60 Coaches unter anderem gefragt, welche Chancen und Risiken Sie in den Digitalen Coaching Anbietern sehen 5. Als Chancen nannten die Befragten dabei Aspekte wie „Mindset erweitern“, „Neues lernen“ und „methodisch mit der Zeit gehen“. Als weitere Vorteile gaben die befragten Coaches an, dass die Zusammenarbeit mit den DCAs Ihnen ein einfaches Zusatzgeschäft sowie die Möglichkeit, in Großkonzernen eingesetzt zu werden, zu denen sie sonst vermutlich keinen Zugang hätten, bieten würde. Auch die Zeitersparnis durch den Wegfall der Reisezeiten und die Übernahme von Akquise- und administrativen Tätigkeiten durch die DCAs wurde positiv bewertet. Zudem wurde die Chance genannt, dass die DCAs den Coaches die Möglichkeit bieten könnten, sich noch besser zu etablieren und dadurch an Anerkennung zu gewinnen.

Andererseits befürchteten die befragten Coaches, dass es durch den hohen Preisdruck und dem hart umkämpften Markt zu Qualitätseinbußen kommen könnte, die in der Folge einerseits dem Ruf von Coaching schaden könnte und andererseits zu sinkenden Honoraren führen könnte.

Chancen Digitaler Medien im Coaching

Harald Geißler, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Coach sieht insbesondere zwei große Einsatzbereiche für die Nutzung digitaler Medien im Coaching: Sie können zum einen genutzt werden, um die Kommunikation zwischen Coach und Klient raum- und ggf. auch zeitunabhängig zu machen, zum anderen können sie die Problemlösungsbearbeitung des Klienten durch zusätzliches Selbst-Coaching erfolgswirksamer machen 6.

Apps & digitale Tools für Coaches

BeCoach

BeCoach bietet eine App für Klienten und eine für Coaches an. Coaches können mit Hilfe von BeCoach eigene maßgeschneiderte digitale Interventionen entwerfen. Durch die erstellten automatisierten Interventionen soll die Anzahl der Kontaktpunkte mit dem Klienten erhöht werden und den Klienten motivieren und unterstützen seine Ziele zu erreichen. Auch Nachbegleitungen zu Workshops (z.B. in Form von Reflexionen, zusätzlichen Inhalten oder Übungsanleitungen) können über die App an die Klienten geschickt werden.

Weiterführende Informationen unter: https://becoach.app/

 

coachingspace

Coachingspace bietet Coaches ein digitales Beratungszimmer (Videokonferenz + Chat) mit zahlreichen Funktionen. Mit im „digitalen Methodenkoffer“ finden sich ein digitales Systembrett, ein digitales inneres Team, Karten der Befindlichkeit, digitalem Skalierungsbarometer und digitalem Whiteboard. Die Tools können als Paket oder einzeln gekauft werden.

Weiterführende Informationen unter: https://coachingspace.net/

 

coachApp24

Die App der Münchner Akademie für Business Coaching bietet Klienten die Möglichkeit täglich auf einer Skala von 0 bis 10 anzugeben, wie sehr sie ihr persönliches Ziel oder seinen persönlichen Vorsatz erreicht haben. Der Coachee kann die Skala mit seinem Coach teilen.

Weiterführende Informationen unter: https://www.coaching-akademie-muenchen.de/die-akademie/coaching-app/

  1. Geißler, H. (2018). E-Coaching – State of the art
    In: Heller, J., Triebel, C., Hauser, B., & Koch, A. Digitale Medien im Coaching. Springer Berlin Heidelberg.
  2. Geißler, H. (2018). E-Coaching – State of the art In: Heller, J., Triebel, C., Hauser, B., & Koch, A. Digitale Medien im Coaching. Springer Berlin Heidelberg.
  3. https://coachingumfrage.files.wordpress.com/2017/04/ergeb-coaching-umfrage-2015.pdf
  4. https://coachingumfrage.files.wordpress.com/2020/06/einschaetzung-verbaende-v1.0.pdf
  5. https://coachingumfrage.files.wordpress.com/2021/01/disruptive-veraenderungen-am-coaching-markt_wpa3-20.pdf
  6. Geißler, H. (2018). E-Coaching – State of the art In: Heller, J., Triebel, C., Hauser, B., & Koch, A. Digitale Medien im Coaching. Springer Berlin Heidelberg.