Der Patient 4.0

Nicht immer entwickeln sich Patienten und Ihre Behandler gleich schnell. Das führt zu einer Veränderten Beziehung zueinander. Einige Studien haben dies beleuchtet.

Der informierte Patient

Menschen hatten schon immer ein Bedürfnis nach gesundheitsrelevantem Wissen [1]. Durch die zunehmende Mediatisierung haben sich die Bedürfnisse und Ansprüche von Patienten deutlich verändert. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass sich 58 % der Befragten vor einem Arztbesuch online informieren, und 62 % nach einem Arzttermin noch im Web nachrecherchieren [2] . Man könnte meinen, es wäre die Zeit der Ärzte, Psychologen und anderen Heilberuflern, mit Ihrem Fachwissen zu glänzen und die Bedürfnisse der Patienten zu befriedigen. Stattdessen räumen viele das Feld und überlassen den Siegeszug anderen. Woran liegt das?

Auswirkung auf die Arzt-Patienten-Beziehung

Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass Heilberufler die Auswirkungen des informierten Patienten im Praxisalltag zwar sehr wohl deutlich zu spüren bekommen, viele diese neue Entwicklung aber nicht für sich nutzen oder negativ bewerten [3]. Nur 7 % der Befragten gab an, sich sehr gut mit den Informationsangeboten für Patienten auszukennen. Immerhin 36 % gaben an sich gut auszukennen. Gleichzeitig war die Chance, die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots und des steigenden Eigeninteresses von Patienten negativ zu bewerten, in der Gruppe derjenigen, die angaben, sich nicht besonders gut mit Patientenangeboten auszukennen, 2,8-mal so hoch wie in der Gruppe der vergleichsweise gut informierten Fachkollegen [3]. Die Gründe, warum viele Heilberufler die mündigen Patienten nicht also Chance, sondern als Risiko betrachten, liegen unter anderem in persönlichen Faktoren. So gaben 10 % der Befragten an, das sie sich ärgerten, das sich Ihr Patient mit der Frage nicht zuerst an sie gewandt hatte, rund 7% hatten das Gefühl, dass der Patient Ihnen nicht vertraue, 13 % hatten Angst, dass Sie die gestellten Fragen nicht beantworten könnten und jeder vierte gab an, mit der Beratung manchmal zeitlich überfordert zu sein [3]. Und was sagen die Patienten? Bei einer Befragung der Patieten gaben 23 % der Patienten, an Sie würden die Internetsuche verschweigen, da sie befürchten, dass der Arzt sich ärgert und sie als schwierige Patienten einstuft.

Gute Praxiswebseiten aus Patientensicht

Patienten halten das Vorhandensein einer Praxiswebseite für sehr wichtig [9]. Doch was ist eine gute Praxishomepage aus Patientensicht?

Eine Studie zur Wirkung von verschiedenen Praxiswebseiten hat gezeigt, dass Patienten Praxiswebseiten am positivsten, bewerten, wenn Sie die Eigenschaften „sympathisch“ (Praxis & Team) „vertrauenerweckend“, „modern“ und „übersichtlich“ in Ihnen wecken [10].

Die Besucher Ihrer Webseite erwarten von Ihrer Praxiswebsite eine einfache Navigation und leichte, fehlerfreie Bedienung sowie ein funktionelles Design und aktuelle Informationen (Checkliste ÄK Niedersachsen 2019). In der Studie von Prins und Abu-Hanna (2007) [6] geben Patienten das Vorhandensein von allgemeinen Praxisinformationen (Sprechzeiten, Krankenkassenzulassung, Anfahrts- und Umgebungspläne) als wichtigste Information auf der Praxiswebsite an. Zudem wünschten sich Patienten in dieser Studie die Möglichkeit zur Online-Terminvereinbarung.

Darüber hinaus empfinden Patienten Auskünfte über Tätigkeitsschwerpunkte, Spezialisierungen und Qualitätszertifikate des Therapeuten und seiner Praxis als hilfreich bei Ihrer Wahl [7]. Viele Patienten wünschen sich außerdem persönliche Angaben (wie z.B. Hobbys), die über rein fachliche Inhalte hinausgehen [8] sowie Informationen zur Berufserfahrung [7].

Zudem sind qualitativ hochwertige Inhalte (medizinisch korrekt und vollständig) wichtig. Sivakumar und Kollegen (2017) 1 stellten sich die Frage, wie Patienten reagieren, wenn sich Ratschläge, die sie auf Gesundheitswebseiten von den Ratschlägen des Arztes unterscheiden. Dabei stellten Sie fest, dass diejenigen Patienten, die qualitativ hochwertige Arzt-Webseiten gelesen haben, ein größeres Vertrauen in die Empfehlungen des Arztes hatten.

Doch nicht nur zum Inhalt wurden Praxiswebseiten wissenschaftlich analysiert, sondern auch zum Aufbau und optimalen Besucherinteraktion. (Mehr dazu erfahren Sie unter: Webseiteninteraktion aus wissenschaftlicher Sicht“)

Quellen:

[1] Eichenberg, P. D. C., & Kienzle, K. (2013). Psychotherapeuten und Internet. Psychotherapeut, 58(5), 485-493.

[2] Bertelsmann Stiftung (2018). Das Internet: Auch Ihr Ratgeber für Gesundheitsfragen? Bevölkerungsumfrage zur Suche von Gesundheitsinformationen im Internet und zur Reaktion der Ärzte.

[3] Bittner, A. (2016). Informierte Patienten und unzureichend vorbereitete Ärzte. Gesundheitsmonitor. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh.

[4] Stiftung Gesundheit (2017). Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2017: Transsektorale Zusammenarbeit. Eine deutschlandweite Befragung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte. Online verfügbar unter: https://tinyurl.com/y7fgaudg (Stand: 16.11.2018).

[5] Ärzte Zeitung Online (2018). Patienten schätzen Google als „Zweitmeinung“ zum Arzt. Online verfügbar unter: https://tinyurl.com/yc5x23s9 (Stand: 13.11.2018).

[6] Prins, A. H., & Abu-Hanna, A. (2007). Requirements Analysis of Information Services for Patients on a General Practitioner’s Website. Methods of information in medicine46(06), 629-635.

[7] Marstedt, G. 2007. Transparenz in der ambulanten Versorgung: Patienten auf der Suche nach einem» guten Arzt «. Gesundheitsmonitor, 11-34.

[8] Thill, K. D. (2001). Mehr Inhalt, weniger bunte Bilder–Arzt-Homepages im Patiententest. Med Trib, 36(5), 52.

[9] Ferguson T. (2000). Online patient-helpers and physicians working together: a new partnership for high quality health care. British Medical Journal, 321, 1129–1132.

[10] R., & Eysenbach, G. (2003). The impact of cyperhealthcare on the physician-patient relationship. Journal of Medical Systems, 27 (1), 67–84.

  1. Sivakumar, G., & Mares, M. L. (2017). The doctor versus the internet: effects of low-, medium-, and high-quality websites on intentions to follow the doctor’s advice. Health communication32(12), 1454-1462.